Verfasserin: Julia
Lange nix gehört vom Leonharder! Aber dafür gibt es heute die volle Ladung Fortschritte:
- Der Berg stellt keinen Grund mehr für ihn da, verloren zu gehen. Meistens zumindest.
- Überhaupt ging er mir die letzte Zeit nur noch ein einziges Mal verloren, aber ich wiege mich mal lieber nicht in (falscher) Sicherheit….!
- Bretzel wird nun mit Kappzaum longiert…
- … akzeptiert Longiergurt und Schabracke ohne Probleme und hat deswegen…
- … den Sattel kennen gelernt und seinen ersten Sattel angepasst bekommen
- … und bei der Gelegenheit auch gleich den Meister kennen gelernt. #EberhardWeiß
- … und wurde nun auch schon mit Sattel longiert, was ihn so gar nicht juckt.
- Außerdem hat er gelernt, brav neben der Aufstiegshilfe einzuparken und sich dort seinen Keks abzuholen ;-)
- Schrecktraining haben wir auch weiterhin gemacht, wo er sich erfreulich nervenstark zeigt
- Und auch mit Stangen kommt er gut klar. Deswegen…
- … durfte er vor einigen Wochen das erste Mal freispringen, zusammen mit meinem Professor, seitdem auch alleine…
- … wurde das erste Mal an der Hand gearbeitet und hat das gut gemeistert, weswegen wir es ins regelmäßige Repertoire aufgenommen haben….
- … und zu guter Letzt mein persönliches Highlight: Wir haben uns zum ersten Mal beim Handpferdereiten versucht und das erfolgreich!
Aktuell sieht der Stundenplan des jungen Schülers folgendermaßen aus:
Er wird jeden zweiten Tag gearbeitet, also 3-4 Mal die Woche.
Putzen, satteln, trensen kennt er nun schon sehr gut und macht das routiniert mit.
Danach wird entweder
- Longiert
- Schrecktraining gemacht
- Bodenarbeit allgemein, also Führtraining mit Stangen o.ä. mit Fokus auf Gehorsam und Lernen der Kommandos
- An der Hand gearbeitet
- Darf freispringen oder auch einfach mal nur…
- … freilaufen.
An den Tagen, an denen er „arbeitslos“ ist, wird er „nur“ beschmust.
Das ist ihm wichtig und mir auch, denn erstens hat der Leonharder einen ganz großen Bedarf nach menschlichem Kontakt, Zuwendung und Berührung, zweitens finde ich es einen super Ausgleich zur Arbeit und außerdem stärkt es – drittens – die Bindung.
Bretzel hat sich in der Arbeit als sehr intelligent herausgestellt, was das Arbeiten mit ihm wirklich angenehm macht. Es macht große Freude, ihm etwas Neues beizubringen und ihm beim Lernen zuzusehen. Er begreift ihm gezeigte Dinge absolut fix und ist auch willens, diese dann umzusetzen. Meistens langen 1-2 Wiederholungen und er hat begriffen.
Dabei ist er auch erstaunlich nervenstark und kann sich für ein junges Pferd schon relativ lange konzentrieren.
Leider reicht die Nervenstärke aber nach wie vor nicht für viele ganz alltägliche Situationen.
Das hat auch der Meister schon realisiert und ihm beim ersten Kennenlernen neben vielen positiven Dingen auch eine große Sensibilität, fast schon Empfindlichkeit attestiert.
Zum Platz führen (ein Weg übrigens, den er vom täglichen Koppelgang in- und auswendig kennt, denn zur Weide geht es deckungsgleich!)? Ein tägliches Abenteuer! Es könnte ja eine Gießkanne woanders stehen als noch am Morgen….??!!!
Runter zur Halle? Geht zwar erstaunlicherweise besser als zum Platz (ich habe akzeptiert, dass ich das nicht verstehen muss – Kopf --> Tisch), ist aber auch spannend.
Mal drei Meter vom Hof runter spazieren gehen? OhmeinGottohmeinGottohmeinGott!
Grundsätzlich ist es zwar auch ein Zeichen von Intelligenz, zu realisieren, dass etwas anders ist als vorher und auf solche Dinge auch zu achten, andererseits finde ich es ehrlich gesagt dann und wann ziemlich enervierend, weil unnötig.
Allerdings muss man fairnesshalber auch dazu sagen, dass es schon besser geworden ist und er eben erst seit April so wirklich aufgestallt ist.
Trotzdem gibt es deutlich entspanntere Pferde als ihn. Da er sich dann aber in der Arbeit wirklich toll auf mich und seinen Job fokussiert, hoffe ich, dass sich das alltägliche Abenteuer auch noch reduzieren wird, er ist schließlich gerade mal knapp 3 ½. Er will auch wirklich gefallen und ist ansonsten ein braver Kerl.
Bretzel hat ja zwei Wirbel auf der Stirn und manchmal habe ich das Gefühl, dass Linda Tellington-Jones Recht hat und er wirklich eine etwas zweigeteilte Persönlichkeit besitzt. Einerseits das sehr intelligente Arbeitstier (schlauer als der Professor!), andererseits das übersensible, explosive Gemisch, das aus der Mücke den viel zitierten Elefanten macht.
Aber da hilft alles Lamentieren und Philosophieren nichts, das wird nur durch kontinuierliches Üben besser.
Ich bin mir jetzt schon sicher, dass Bretzel mich beim Einreiten einige Nerven kosten wird, vermutlich vor allem im Gelände, aber da müssen wir beide durch und die Belohnung wird irgendwann ein absolut geniales Reitpferd sein – da bin ich mir nämlich auch schon sicher. ;-) Der Weg zum Educatus ist eben ein langer.
Per aspera ad astra.
Apropos Anreiten:
Da arbeiten wir momentan schnurgerade drauf hin.
Wer weiß – vielleicht hatte ich ihn beim nächsten Eintrag ja schon mal unterm Sattel…
Es bleibt jedenfalls spannend.