Verfasserin: Katharina 


Die Suche nach einem geeigneten Therapiepferd ähnelt der Suche nach dem heiligen Gral. 


Wer eines hat,  der gibt es nicht her. 

Wer eines sucht, der muss viele Hindernisse bewältigen, um überhaupt eines zu bekommen. 

Und fehlerhafte Duplikate gibt es auch in Massen.


Aber einmal von vorne. 


"Therapiepferd"


Was heißt das überhaupt?

Reittherapie umfasst drei Bereiche. 

Im Parareitsport will man leichtrittige Pferde mit turniersportlicher Eignung unter dem Sattel haben. 


Die Hippotherapie, also die Krankengymnastik zu Pferd, braucht Pferde, die nervenstark sind,  in sich ruhen, aber dennoch ordentlich vorwärts gehen.  Sie dürfen im Rumpf nicht zu tonnig sein, damit auch Menschen mit Spastiken oder aus dem Rollstuhl problemlos darauf sitzen können. Ihre Bewegungsamplitude darf nicht zu ausgeprägt sein, damit auch  Patienten mit Gleichgewichtsproblemen der Pferdebewegung folgen können. Eine gewisse Tempovarianz im Schritt ist wünschenswert, damit mit der Intensität der Bewegungsimpulse variiert werden kann. 


Im Heilpädagogischen Reiten fällt die Wahl auf Pferde, die gerne in Interaktion mit den Menschen treten. Die sich  einiges gefallen lassen - aber auch deutlich ihre Grenzen aufzeigen.  

Man will ja Kindern nun auch nicht einreden, dass es in Ordnung wäre grob zu dem Pony zu sein. Die Pferde sollen eine direkte Rückmeldung auf das Verhalten der Patienten geben- im angemessenen Rahmen.

Das perfekte Pferd im Heilpädagogischen Einsatz spiegelt den Patienten wider und holt sich bei dem Therapeuten die Sicherheit, die es braucht.


Man kann es sich vorstellen wie ein Gespräch. 

Beim normalen Reiten sind zwei Parteien an dem Gespräch beteiligt. 

In der Therapie sind es eben drei - von denen einer zusätzlich irgendein Handicap hat.

 


Das kann nicht jedes Pferd psychisch leisten!



Und nun frage ich mich allen Ernstes:

Was bewegt Leute dazu,  ihre HufrollenbefundFesselträgerschadenArthroseSehnenschadenHufrehe geplagten Tiere als Therapiepferde anzupreisen? 


Soll man tatsächlich einen Menschen aus dem Rollstuhl auf ein Pferd mit geschädigten Gliedmaßen setzen, weil "Schritt kann es ja noch gehen"?

(Könnte ja ganz amüsant werden: Huch jetzt ist er leider gestolpert. Sitzen Sie noch?  Oh?  Nicht?  Na sowas! ) 


Soll man wirklich ein Pony, dass sich nicht reiten lässt, auf Kinder mit Hyperaktivität treffen lassen, weil "geputzt werden mag es eigentlich ganz gerne"? 

(Spielen wir doch Huftritt-Bingo: Mal schauen welches Körperteil getroffen wird, wenn das Pony heute halt nicht mag?) 


Was bringt es einem Menschen mit halbseitiger Lähmung auf einem Pferd zu sitzen, dessen einseitige Arthrose es ungleich fußen lässt, weil "es läuft sich ja nach einer Zeit ein"? 

(Cliffhanger mal anders. Auf welcher Seite baumelt der Reiter denn diesmal?) 


Wieso sollte ich als Therapeut ein Pferd auswählen, welches mich im unklaren darüber lässt, ob der schief gehaltene Kopf eine Reaktion auf den Reiter oder die eigene Krankenakte ist? 

(Job eintönig: Level up


 Und zu guter Letzt: 

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Warum sollte ich einem Pferd, welches offensichtlich genügend eigene körperliche Baustellen hat, noch eine Therapiebelastung aufbürden? 

(Na weil es billig zu haben und Geiz schließlich geil ist!) 



Spaß beiseite. 


Es geht doch noch um einen ganz anderen Aspekt.


Ein Therapiepferd braucht durchdachte Ausgleichsarbeit. Mehr noch als ein normales Reitpferd.


Es muss zum einen regelmäßig gymnastiziert werden, um der eigenen Schiefe entgegenzuwirken. 


Denn, MERKEN: 


Ein schiefes Pferd bringt keinen Reiter ins Gleichgewicht.


Zum anderen muss es auch mal mit guten Reitern im Gelände die Lebensfreude rauslassen dürfen und einfach nur Spaß haben. Auch auf der Koppel im Spiel mit den Kumpels muss es den Kopf frei bekommen können. 

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Und sollten diese beiden Notwendigkeiten aufgrund von HufrollenbefundSehnenschadenArthroseFesselträgerschadenHufrehe oder was auch immer nicht realisierbar sein, dann kann man auch die GESUNDERHALTUNG DES PFERDES nicht gewährleisten. 


Kein seriöser Therapiebetrieb arbeitet auf Kosten der Pferdegesundheit!


Also ihr lieben Pferdeverkäufer... 


Habt ihr ein gesundes, belastbares, im Kopf klares,  nervenstarkes und menschenbezogenes Pferd mit gutem Exterieur?  Dann inseriert es bitte als Therapiepferd! Der Preis darf selbstverständlich auch gerne der Qualität angemessen sein.


Wollt ihr guten Leute aber nur eure kränkelnden Pferde loswerden dann versucht es doch bitte als Beisteller oder finanziert euren Lieblingen eine Rentnerkoppel. 

Denn das eigene schlechte Gewissen zu beruhigen, weil man aus seinem kranken Pferd noch möglichst Profit ziehen will, aber natürlich NUR "für einen guten Zweck"... 

Tztztz! 

Nein.

So funktioniert das nicht. 


Denn, um das einmal klarzustellen: 


Reittherapie ist mehr als Ponys putzen und im Kreis führen.